Nacht der US-Wahlen (hier zum ersten Teil), oder: Nacht der Social Media-Zombies.

02:34 Uhr: New Jersey geht an Obama. Mississippi an Romney. Seltsames Vorgehen im Wahlkampf: der Gedanke, Wähler übers Netz zu mobilisieren, ist ja ganz witzig, aber Leute dazu zu animieren, wildfremde Leute anzurufen und zum Wählen (des richtigen Kandidaten) zu überreden, mutet eigentümlich an.

02:51 Uhr: jetzt aber Kaffee.

02:58 Uhr: Ergebnisse? Her damit: Arizona, Colorado, Minnesota, New Mexico, Wisconsin offen. Kansas, Louisiana, Nebraska, North und South Dakota, Texas, Wyoming an Romney. Autostaat Michigan, New York an Obama. Romney führt.

03:07 Uhr: Arkansas? Schon wieder? Wurde der nicht bereits mindestens zweimal vergeben? Ich brauche mehr Kaffee. Auf jeden Fall an Romney. Ich traue mich nicht an die 440 neuen Tweets.

03:11 Uhr: Twitter wird hämisch.

US-Wahlen 2012: eine Nacht im sozialen Netz, Teil 2

03:29 Uhr: 60 % der Weißen wählen Romney. Und gehen mehr zur Wahl. 93% der Schwarzen wählen Obama. Aber wieviele von ihnen sind wählen gegangen? Viele haben vor vier Jahren zum allerersten Mal gewählt. Gute Obama-Quoten auch bei Latinos und Frauen.

03:47 Uhr: der ZDF-Tusch. Woran hat die Moderatorin nur gemerkt, dass neue Zahlen vorliegen, da diese ja noch nie mit Tusch angekündigt wurden? Das ist schon eine dumme Frage wert. Ironie aus. Pennsylvania an Obama. New Hampshire (schon wieder?) ebenso. Punkt.

03:55 Uhr: Interview eines Romney-Anhängers. Romney verkörpere stärker die amerikanischen Ideale. Welche sollen das noch gleich sein?

Auf Twitter wiederholen sich Tweets ohne Quellenangabe. Dutzendfach wird gehofft, Kanye würde im Fall eines Sieges von Romney dessen Siegesansprache unterbrechen (wer ist wohl Kanye? Popkultur ist nur begrenzt mein Metier). Zudem solle in einem solchen Fall die ganze Welt einfach ignorieren, dass Romney gewonnen hätte und weiter so tun, als wäre Obama Präsident.

04:00 Uhr: Iowa, Nevada noch offen. Montana mit ganzen 3 Wahlmännern geht an Romney, ebenso wie der Mormonenstaat Utah. Twitter lässt ein wenig an Menge nach. Meine Konzentration schwächelt ebenso.

04:15 Uhr: Je nach US-Sender unterscheiden sich die momentanen Ergebnisse. TV-Zuschauer ebenso irritiert wie Twitterer. Instagram-Nutzer knipsen ihren Wahlzettel und stellen ihn – entgegen der Gesetze einzelner Staaten – online. Sascha Lobo knows best. Und Ulrike Langer ohnehin. New Mexico geht an Obama.

04:28 Uhr: Recherche rund um den Wahlkampf der US-Wahlen. Ann Romney brach eine Lanze für ihren Ehemann (“Ob Ann Romney mit der Hymne auf ihren Mitt, dem laut ihrer Darstellung nichts geschenkt wurde (er war Sohn eines Autoindustriemillionärs und Gouverneurs von Michigan) und der sich seinen Reichtum aus dem Nichts erarbeitet hat, unentschiedene Wählerinnen gewinnen konnte, bleibt offen.”, Welt), und der katastrophale Republikaner Todd Akin und “legitimate rape” als Argument gegen Abtreibungen, selbst nach Vergewaltigungen. Ich kann nur den Kopf schütteln und mich erneut fragen, wie man überhaupt auf die Idee kommen kann, sich von diesen Leuten regieren lassen zu wollen.

04:49 Uhr: Minnesota an Obama, Arizona an Romney. Obama 163, Romney 174. Hier ein Fundstück für alle Fans von Obama und/oder Lilo & Stitch:

04:56 Uhr: History in the making. Und nur noch 4 Minuten bis zur nächsten Ergebnisrunde.

05:00 Uhr: Dieser Tusch nervt, aber was soll’s. Kalifornien mit 55 Wahlmännern geht an…. Obama. Hawaii wählt den gebürtigen Hawaiianer Obama. Idaho geht an Romney. Oregon bleibt offen, und Washington wählt Obama. Obama geht in Führung.

 

05:07 Uhr: Romney wollte die Sesamstraße abschaffen, und jetzt ist Bibo auf der Demokratenparty in Ohio. Vielleicht bin ich auch versehentlich eingeschlafen und hatte einen kuriosen Traum. Missouri und North Carolina an Romney. Iowa und Oregon an Obama. 247 zu 203 für Obama. Vielleicht besteht da für dieses eigentümliche Völkchen doch noch Hoffnung.

05:16 Uhr: Twitter feiert Obamas Sieg. Übereilt? Oder einfach optimistisch? Huffington Post schreibt Ohio Obama zu, dann würden ihm nur noch zwei Stimmen fehlen. Tusch im ZDF. Wisconsin an Obama. Erst 257 Stimmen für Obama im ZDF. Obama erklärt sich auf Twitter zum Sieger:

05:23 Uhr: das ZDF erklärt Obama zum alten und neuen Präsidenten.

 

Eine sehr spannende Nacht geht zu Ende. Man mag über Barack Obama denken, was man will; gewaltige Hoffnungen wurden in ihn gesetzt, die er wahrscheinlich gar nicht erfüllen konnte. Die amerikanische Politiklandschaft wird mit Sicherheit nicht allein vom Präsidenten bestimmt, und ganz bestimmt ist Barack Obama kein Heiliger – aber eine weitere Chance für Obama ist meiner Meinung nach noch immer tausendmal besser als nur eine einzige Chance für jemanden wie Romney.

Die Rolle der sozialen Medien in dieser Nacht waren mehr als deutlich: ein großer Einfluss auf Politik und Fernsehen, kein vorübergehender Trend, sondern here to stay. Gespräche auf Twitter und Facebook, Videos auf YouTube und sicherlich auch Aktivitäten auf anderen Plattformen – soziale Medien haben dieser Nacht der US-Wahlen ein ganz spezielles Gesicht gegeben.

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Stefanie Norden

Stefanie Norden ist Pinterest Virtual Assistant im Team von B2N Social Media Services. Unser Team unterstützt kleine Unternehmen, sich auch als Anfänger und mit wenig Zeit im Social Web bekannt zu machen. Hier erfährst Du, wie wir auch Dir helfen können, online neue Interessenten zu gewinnen.

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2 Comments

  1. Das Netz entpuppt sich in solchen Zeiten leider als verbreiter oberflächlicher Gedanken weil keine Zeit zum Reflektieren bleibt und User die gleiche Propaganda wie Politiker streuen ohne nach zu denken.

  2. Ich denke, das kommt darauf an, mit welcher Intention man welche Informationen teilt. Man kann sie entweder rein informativ weitergeben (um zu informieren, dass ein Politiker beispielsweise eine bestimmte Aussage getätigt hat), oder man fügt Zustimmung oder Ablehnung hinzu. Nicht zuletzt hängt es von dem Willen zum Reflektieren ab, unabhängig vom Zeitfaktor oder Medium.
    Wobei ich aber sicher nicht leugnen will, dass es auch zahlreiche User gibt, die zuwenig über das Geteilte nachdenken.

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