Das gekaufte Web – der Titel mutet ein bisschen wie ein Thriller an, ein Online-Thriller über Manipulation. Und ganz daneben liegt dieser Eindruck nicht einmal. Zwar gibt es im Buch von Michael Firnkes keine Toten, außer vielleicht den naiven Glauben, das Internet ohne Gedanken an versteckte Manipulationen einfach genießen und nutzen zu können. Aber gerade dieser Punkt macht das Buch so wichtig für unsere Gesellschaft, in der das Internet längst ein fester Bestandteil ist.
Wir haben dieses Exemplar von Das gekaufte Web vom Autor als kostenloses Rezensionsexemplar zur Verfügung gestellt bekommen.
Das gekaufte Web
Was verbirgt sich hinter dem Buchtitel Das gekaufte Web? Dass das Internet längst ein Ort geworden ist, an dem gigantische Summen umgesetzt werden. Und wie überall, wo die Möglichkeit besteht, Geld zu verdienen, entwickeln sich unseriöse Praktiken, die am Ende allen zum Nachteil gereichen. Ganz vorne mit dabei in der großen Maschinerie der Internetökonomie ist Onlinewerbung: Dieses Jahr wird dieser Bereich in Deutschland für etwa 6 Milliarden Euro Umsatz sorgen. Diese Zahl zeigt, wieviel Geld im Internet steckt, und verdeutlicht, dass schnell Begehrlichkeiten geweckt werden.
Wir wollen Vereinfachung
Was das Internet angeht, kommen viele Faktoren zusammen, die eine unschöne Entwicklung hin zu oberflächlichen, geschönten und manipulativen Inhalten begünstigen. Denn das Internet ist gigantisch groß. Die meisten Nutzer kratzen nur an der Oberfläche, nur einige wenige tauchen tief in die Materie ein, und niemand kann es wirklich überblicken.
Diese gigantische Größe verunsichert und strengt an, so dass jedes Angebot von Vereinfachung sehr verführerisch ist: Statt sich zu einem Thema zu informieren, indem per Hand verschiedene Websites dazu gesucht und deren Inhalte auf Qualität überprüft werden, bleibt beinahe jeder bei „seinem“ Nachrichtenportal hängen, das ihn mit den gewünschten Informationen versorgt. Wer sich doch die Mühe macht und sich nach mehreren Quellen umsieht, landet mit Pech in getarnten Werbetexten, die ihn aufs Glatteis führen. Die Macht über die Wahrheitsdefinition liegt damit in den Händen Weniger, und gekaufte Fans und Rezensionen gaukeln vor, viele Anhänger zu haben.
Die Rattenfänger kommen
Onlinewerbung ist wesentlich mehr als blinkende Banner, denn auch Testberichte gehören dazu. Während die bekannte Bannerwerbung leicht als solche erkannt wird, suggerieren Testberichte Ehrlichkeit und eine neutrale Bewertung. Schließlich hat ja der Verfasser ein Produkt oder eine Dienstleistung ausprobiert, oder seine politische Meinung mit Belegen und Herleitungen begründet.
Deshalb tappen gerade auch die Nutzer in die Manipulationsfalle, die sich entscheiden, bewusst nach Erfahrungsberichten zu suchen, um einer Manipulation zu entgehen. Das gekaufte Web zeigt diese Hinterhältigkeit deutlich auf: Dort, wo wir glauben, uns ehrlich informieren zu können, werden wir von Rattenfängern eingelullt und von ihnen in bestimmte Richtungen geführt, ohne es zu merken.
Das gekaufte Web als Diskussionsgrundlage
Michael Firnkes nutzt sein Buch, um die Problematik der Manipulation gründlich zu betrachten. Sehr schön dabei ist, dass Das gekaufte Web auch für Laien verständlich ist, aber gleichzeitig einen sehr fundierten Einblick in den aktuellen Stand der Technik gibt.
Teilweise hat mir das Buch ein wenig Bauchgrimmen bereitet, was aber eher daran lag, dass Firnkes sehr schonungslos offengelegt hat, was dem normalen Internetnutzer meist verborgen bleibt. Wenn ich nach der Lektüre wieder im Internet surfte, habe ich mich schon ein paar Male dabei ertappt, mich selbst sehr kritisch zu fragen, ob ich einem Inhalt jetzt trauen kann oder nicht.
Allerdings malt er auch nicht alles schwarz, sondern gab zumindest mir Grund für leichten Optimismus. Das gekaufte Web informiert über eine problematische Situation, aber wenn man sich eines Problems erst einmal bewusst ist, kann man es angehen und eine Besserung anstreben. Deshalb ist Das gekaufte Web in meinen Augen ein sehr wertvoller Beitrag in der Diskussion zu unserem Internet und der Bedeutung, die es in unserem Leben hat. Selbst, wer Firnkes nicht zustimmt, kann aus dem Buch eine neue Betrachtungsweise gewinnen.
Wer sich online bewegt – und das tut heute fast jeder – sollte sich deshalb auch im eigenen Interesse näher mit der Thematik beschäftigen. Von meiner Seite aus gibt es deshalb eine definitive Leseempfehlung für Das gekaufte Web.
Wer noch ein bisschen mehr erfahren will, findet hier ein Interview mit Michael Firnkes, in dem er über sein Buch spricht.
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