Zeitdruck in allen Lebensbereichen ist ein Symptom unserer Zeit. Online-Käufe werden binnen 24 Stunden geliefert, Projekte im Job sind am besten seit gestern fertig, und wenn wir in den sozialen Netzwerken Kontakt zu Firmen aufnehmen, erwarten wir umgehend eine Reaktion.
Aber funktioniert tatsächlich alles immer schneller? Kann man nicht auch erwarten, dass im schnelllebigen Social Web auch neue Firmenpräsenzen schnell erfolgreich sind? Leider (oder eher zum Glück) nein. Nach wie vor gibt es Dinge, die eben ihre Zeit brauchen, damit sie am Ende richtig gut sind, und eine funktionierende Community gehört dazu.
So ein Käse!
Käse, Wein und eine funktionierende Community haben eines gemeinsam: Sie alle brauchen Zeit, um sich zu entwickeln und „fertig“ zu werden. Unbeeindruckt von irgendeinem Zeitdruck reifen sie in ihrem eigenen Tempo. Zwar kann man mit genügend finanziellen Mitteln den gesamten Entstehungsprozess optimieren und damit auch ein Stück weit beschleunigen. Aber ein Wachstumsprozess kann nicht endlos angetrieben werden.
Ins Social Web übertragen bedeutet dies, dass Du zwar viel Geld in die Hand nehmen kannst, um Reichweite und Bekanntheit zu kaufen. Aber dies bedeutet nicht, dass Du dadurch in wenigen Wochen auf den gleichen Stand kommst wie eine Präsenz, die seit zwei Jahren gepflegt wird. Plane also immer ausreichend Zeit ein, selbst wenn Du unter Zeitdruck stehst.
Community-Aufbau unter Zeitdruck?
Viele Unternehmen tun sich noch schwer damit, ihre Erfahrungen mit den klassischen Werbemedien nicht 1:1 in die sozialen Netzwerke zu übertragen. Denn anders als bei einem Werbespot, einem Plakat oder Flyer geht es im Social Web nicht ausschließlich darum, potentielle Kunden mit Werbung zu einem Kauf zu bewegen. Social Media ist kein Werbekanal, der im Zuge einer Kampagne mit Material gefüttert wird und die Verkaufszahlen nach oben schießen lässt.
Social Media ist Kommunikation. Sicherlich kannst Du beschleunigen, in welchem Zeitraum eine bestimmte Anzahl von Internet-Nutzern von Dir erfährt. Bis aber tatsächlich Kommunikation entsteht, wird Zeit vergehen. Deine Fans und Follower möchten sehen, dass Deine Unternehmensauftritte nicht bloß Bestandteil einer zeitlich begrenzten Marketingkampagne sind, sondern dauerhaft dabeibleiben. Wenn die ersten Nutzer den Austausch mit Dir begonnen haben, werden sich andere bald anschließen, aber bis es soweit ist, dauert es einen Moment.
Wenn Du unter Zeitdruck stehst, weil Du innerhalb kurzer Zeit zu viel erreichen willst, werden Deine Fans und Follower dies merken und sich abwenden: Sicherlich kannst Du drei bis fünf Status-Updates pro Tag auf Deiner Facebook-Seite posten, aber das wird die Nutzer eher vertreiben als anlocken.
Wie schnell funktioniert Social Media?
Eine eindeutige und allgemeingültige Antwort gib es auf diese Frage nicht. Manche Themen machen es leichter, Fans zu gewinnen als andere, manchmal triffst Du sofort den Nerv der Zeit, und manchmal musst Du Deine Zielgruppe erst noch besser kennenlernen.
Auch, wenn manche Vorgesetzte dies nicht gerne hören: Es ist normal, wenn nach einem Quartal die Fanzahlen noch nicht vierstellig sind. Selbst nach einem halben oder ganzen Jahr kann dies noch der Fall sein. Lass Dich von solchen vermeintlich schlechten Zahlen nicht unter Zeitdruck setzen, möglichst bald mit den wenigen Unternehmen gleichzuziehen, die mehrere Tausend oder sogar Zehntausende Fans haben. Wenn Du Deine Präsenzen kontinuierlich pflegst, wirst Du merken, dass sie schon nach gewisser Zeit Reaktionen in Form von Kommentaren erhalten.
Was bedeutet das für Dich?
Wehre Dich gegen aufkommenden Zeitdruck. Das heißt nicht, dass Du einfach in den Tag hinein bloggen oder twittern sollest. Setze Dir Ziele und verfolge diese konsequent. Aber lass in Deine Planung einfließen, dass Social Media nicht unter Zeitdruck funktioniert, sondern Deine Präsenzen eine Weile brauchen, um zu wachsen. Konzentriere Dich statt auf einen schnellen Zuwachs der Fanzahlen lieber auf gute, auf Deine Zielgruppe zugeschnittene Inhalte und beginne von Dir aus, mit anderen zu kommunizieren. Wenn Du Kennzahlen brauchst, um die Entwicklung Deiner Auftritte messen zu können, lege fest, wie viele Tweets am Tag oder Blogartikel in der Woche Du verfassen willst, nicht wie viele Fans Du in welcher Zeit haben musst.