Seit ein paar Tagen überschlagen sich die Nachrichten, dass das KI-Projekt ChatGPT von OpenAI in kürzester Zeit professionelle Texter überflüssig machen wird. Schließlich kann das kostenlose Tool in Sekunden ziemlich ordentliche Texte verfassen. Wozu also jemanden fürs Schreiben bezahlen, wenn es Blogartikel auch umsonst gibt?

Ich habe mich natürlich prompt angemeldet und ein wenig herumgespielt. Hier kommt mein Eindruck von diesem Hype – komplett selbst geschrieben, Ehrenwort!

 

ChatGPT ist großartig

So, ich gebe es zu: Ich als Texterin finde ChatGPT ziemlich genial. Im ersten Moment war ich erschrocken davon, wie gut das Tool ist. Schließlich sind die Programme, die aus ein paar Stichworten Bilder erstellen, noch eher auf dem Niveau eines Dalí. Die Ergebnisse sind lustig, aber nicht wirklich gut. Bei ChatGPT ist das anders. Wenn Du Dir nicht gerade Witze schreiben lässt, können die Texte sich durchaus sehen lassen.

Dennoch bin ich derzeit begeistert, und zwar aus diesen Gründen:

 

Das Aus für die Billigbranche

Es gibt leider viele Menschen, die für sehr wenig Geld Texte schreiben. Ich spreche von 2-3 Cent pro Wort oder ein Stundenlohn von 20€. Ebenso gibt es viele Auftraggeber, die professionelle Texter suchen, die für solch einen Hungerlohn hochqualitative Texte abliefern und dabei am besten noch einen Durchsatz von 8.000+ Wörtern am Tag haben.

Einerseits kann mir das ziemlich egal sein, da hier sowohl die Kunden als auch die Auftraggeber in einem Bereich unterwegs sind, der mich nicht interessiert. Unsere Kunden wollen Qualität und wissen, dass diese auch etwas wert ist. Es ist mit ihren eigenen Angeboten ja genauso.

Gleichzeitig verzerrt das Verramschen von Texten und Abliefern schlechter Texte die Wahrnehmung auf meinen Beruf: Texten kann doch jeder, der einen Computer anschalten kann. Wieso sollte das mehr als ein paar Cent wert sein? Diese Sichtweise ärgert mich einfach.

Diese Billigbranche dürfte sich dank Programmen wie ChatGPT in naher Zukunft deutlich verkleinern, bzw. einmal kräftig durchgerüttelt werden. Mit etwas boshafter Genugtuung gönne ich das allen Involvierten.

 

Werkzeug bleibt Werkzeug

Etwas abstrakt formuliert ist eine KI wie die von ChatGPT auch nur ein weiteres Werkzeug. Es ist weder das erste noch das letzte Mittel, welches das Texten vereinfachen soll. Und es ist weder das erste noch das letzte Tool, das ich gezielt einsetzen werde, wenn es nützlich ist.

Ich benutze die Korrekturfunktion von Word und zwei Plugins im Browser, um Grammatik- und Rechtschreibfehler zu finden. Um es offen zuzugeben: Als ich vor 10 Jahren mit dem Texten anfing, war meine Kommasetzung noch nicht wirklich gut. Ich bin seitdem deutlich besser geworden. Aber ich bin dennoch unendlich dankbar dafür, dass mir kleine Programme die Last abnehmen, jeden Text noch einmal mit dem Duden kontrollieren zu müssen.

Es würde niemand auf die Idee kommen zu verlangen, dass „echte Texter“ nur noch auf der Schreibmaschine arbeiten dürfen, da der Einsatz der erwähnten Rechtschreibprüfung bei Word ein Verrat an der Texterzunft ist, dies das Handwerk noch „richtig“ gelernt hat.

Klar, Kunden wollen zurecht astreine Texte ohne Fehler. Aber die Aufgabe einer Texterin ist nicht, sämtliche Grammatikregeln zu beherrschen. Es ist unser Job, gute Texte zu schreiben – wir brauchen eine gute Idee, einen roten Faden, einen packenden Schreibstil, müssen sauber recherchieren, den richtigen Ton treffen, die jeweilige Content-Strategie des Kunden im Kopf behalten…

Wenn ich Tools habe, die mir manche Aufgaben erleichtern, werde ich sie nutzen, um mehr Kapazitäten zu haben, die Qualität meiner Texte hochzuschrauben.

Heißt das, ich werde ChatGPT nutzen? Das weiß ich noch nicht. Ich werde damit experimentieren, und schauen ob ich darüber gute Ansätze für Texte bekomme. Der finale Text wird aber nach wie vor von mir geprüft, überarbeitet, verfeinert und in Deine Content-Strategie eingepasst.

 

Du wirst mich trotzdem brauchen

Weshalb ich so entspannt damit umgehe, dass es ein kostenloses Tool gibt, dass ziemlich gute Texte schreiben kann? Lass es mich erklären:

Damit ChatGPT einen Blogartikel für Dich schreibt, der Deine Zielgruppe überzeugt, sich gut lesen lässt, in Deinen Redaktionsplan passt und Dich voranbringt, musst Du sehr spezifische Angaben machen. Du musst genau wissen, was Du willst und in welche Richtung es gehen soll. Oder anders gesagt: Mir der Anweisung „Schreib mir einen tollen Blogartikel über mein Produkt“ wird das Ergebnis auch bei der besten KI ziemlich ernüchternd sein 😉

Würde ich bloß Texte tippen, müsste ich mir ziemliche Sorgen machen, dass mich dieses neue Tool ersetzt. Zum Glück arbeite ich nicht nur Briefings ab, sondern leiste zusammen mit Stefanie und Tristan wesentlich mehr: Wir lernen Dich und Deine Unternehmensziele kennen, erarbeiten eine Strategie, erstellen aufeinander abgestimmte Inhalte für verschiedene soziale Netzwerke, werten kontinuierlich die Ergebnisse aus und bauen so langfristig einen verdammt guten Auftritt für Dich auf. Das Texten ist ein Teil davon, aber eben auch nur einer von vielen Bausteinen.

 

Was können KI – und was können sie nicht?

KIs können also durchaus taugliche Werkzeuge sein, wenn es darum geht Inhalte zu erstellen. Aber wie jedes Werkzeug sind sie nur so gut wie die Person, die es benutzt, und nur für bestimmte Aufgaben geeignet.

Kein Sprachverständnis

ChatGPT berechnet Sprache, versteht sie aber nicht. Es rechnet nur aus, wie ein Satz funktioniert und wie sich daraus ein Absatz oder ein Blogartikel aufbaut. Aber es versteht nicht die Sprache an sich. Simpel ausgedrückt: Das Programm berechnet, welches Wort am wahrscheinlichsten als nächstes drankommt, mehr nicht.

Dadurch sind die Texte zwar korrekt, aber es fehlt ihnen die Seele. Und glaube mir, das merkt man. ChatGPT kann auch keinen bestimmten Ton treffen, also genau Deine Zielgruppe adressieren. Um authentisch aufzutreten ist aber gerade dieser menschliche, nicht perfekt berechnete Funken wichtig. Fehlt er, ist der Text dröge und wird nicht überzeugen.

 

Keine Ethik und Moral

Wenn wir Texte verfassen, entscheiden wir auch immer, auf welche Weise wir Informationen vermitteln. Dies betrifft nicht nur den Journalismus, sondern auch jedes Unternehmen, das sein Angebot an seine Kunden verkaufen will.

Ein Programm kann Texte über alles Mögliche schreiben, aber es kann Dinge nicht nach ethischen Grundsätzen hinterfragen. Mit den richtigen Statistiken gefüttert kann eine KI wahrscheinlich auch heute schon Verkaufstexte verfassen, die den größten Schrott an den Mann oder die Frau bringen. Die Frage ist, ob wir das wirklich wollen und ob das eine Strategie ist, die langfristig zum Erfolg führt.

 

Keine Korrektur

Wie gut sind Programme darin, Fake News zu erkennen? Schlüsse aus Fakten zu ziehen oder Wahres von Falschem zu unterscheiden ist nicht immer leicht. Da ChatGPT statistisch berechnet, wie Sätze aufgebaut sind, unterscheidet es nicht zwischen falschen und richtigen Informationen. Es setzt einfach sämtliche Informationen ein, mit denen es gefüttert wurde.

Ich rede nicht nur davon, dass die Wissensdatenbank von ChatGPT nur bis 2021 reicht. Auch unabhängig davon stellt sich die Frage, ob solche KIs Schaden anrichten, wenn sie falsche Informationen als Wahrheiten formulieren und diese sich verbreiten.

 

Die große Stärke von ChatGPT: Statistik

Persönlich finde ich das Potential dieser Software verdammt spannend. Sie kann auf Basis unglaublicher Mengen von Informationen Texte formulieren und neue Texte auswerten.

Stell Dir vor, sie würde mit 10.000 oder noch mehr Klassenarbeiten über Goethes Faust gefüttert werden – auf dieser Basis ließe sich eine unterstützende, neutralere Bewertung von Klausuren erschaffen, als ein einzelner Lehrer alleine leisten könnte. Chatbots, die bisher eher unbefriedigend in ihren Antwortmöglichkeiten sind, könnten deutlich besser auf Kundenanfragen reagieren. Beim Protokollieren von Prozessen wäre die Hilfe von KIs sehr wertvoll, ebenso beim Verständnis von Formularen in den Behörden. Zumindest ich hätte gerne jemanden, der mich durch den Wust aus Beamtendeutsch führt, wenn ich an einem Formular verzweifle…

Du merkst sehr deutlich: Ich halte das Potential dieser KIs für sehr mächtig und wertvoll – und zwar als Hilfsmittel für unseren Alltag, nicht um uns zu ersetzen. Es braucht nach wie vor Menschen als Kontrollinstanz, das ist klar. Aber wenn die Basisarbeit von einem Programm übernommen wird, bleibt viel mehr Kapazität übrig, um nötige Anpassungen und Verfeinerungen vorzunehmen.

Um einen Vergleich zu ziehen, ersetze ChatGPT durch Autos. Autos erleichtern und das Vorankommen, ohne Frage. Aber es braucht nach wie vor Menschen, die das Ziel festlegen und hinterm Steuer sitzen.

 

Und was, wenn es doch nicht so rosig weitergeht…?

Klar, es kann sein, dass ich ebenso wie viele andere Menschen im Kreativbereich in ein paar Jahren komplett von Computern ersetzt werde. Ein Großteil der Bevölkerung füttert diverse Apps und Netzwerke bereitwillig mit persönlichen Vorlieben und gewährt im Austausch für kleine Boni Unternehmen Einblicke ins persönliche Kaufverhalten (hallo, Payback und Deutschland-Card). Der Schritt, eine KI diese Daten auswerten zu lassen um optimierte Inhalte zu erstellen, ist absolut denkbar.

Ich bin überzeugt, dass wir in den nächsten Jahren einige Veränderungen erleben werden, die man jetzt nur erahnen kann. Aber deshalb heute schon den Teufel an die Wand zu malen hilft auch niemandem weiter. Und solange es dort draußen Menschen wie Dich gibt, die eben nicht nur eine billige errechnete Maschinenleistung wollen, sondern Inhalte und Strategien mit Verstand und Herz, muss ich mir keine Sorgen machen.

 

Fazit: Bleib neugierig!

Ob Du jetzt auch beginnst, mit ChatGPT zu experimentieren, oder noch eine Weile wartest, ist vollkommen Dir überlassen. Es ist in dieser heißen Phase nicht schlimm, sich das Ganze erst einmal in Ruhe anzuschauen.

Aber: KIs werden kommen und Teil unseres Alltags werden. Eigentlich sind sie es auch schon längst. Es ist gut, das Thema mit Vorsicht zu betrachten. Aber es ist auch gut, neugierig zu bleiben und zu schauen, wie sich solche Tools auf uns auswirken werden. In diesem Sinne: Bleib neugierig!

 

Hast Du ChatGPT schon ausprobiert? Was denkst Du über das Tool? Verrate es uns – wir platzen vor Neugier!

avatar

Frauke Bitomsky

Frauke Bitomsky ist Texterin im Team von B2N Social Media Services. Unser Team unterstützt kleine Unternehmen, sich auch als Anfänger und mit wenig Zeit im Social Web bekannt zu machen. Hier erfährst Du, wie wir auch Dir helfen können, online neue Interessenten zu gewinnen.

Mehr lesen:

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert